Offener Brief an Julia Klöckner
Betreff: Deine Sorge, die Kirche solle sich „weniger um das Tagesgeschehen kümmern“
Julia,
du meinst also, die Kirche solle sich weniger ums Tagesgeschehen kümmern.
Als Nestlé-Freundin, CDU-Aushängeschild und politisch auf Hochglanz polierte Konturenlosigkeit
verstehst du natürlich was von Moral –
nämlich wie man sie weichspült, verpackt und weiterverkauft.
Aber hier kommt eine Info, die du offenbar verschwitzt hast:
Der Kirchentag wurde gegründet, weil die Kirche zu lange geschwiegen hat.
Damals, als das „Tagesgeschehen“ aus Deportationen, Bücherverbrennungen und industriellem Mord bestand.
Die Kirche hat damals weggesehen.
So wie du heute weghören willst, wenn’s wieder laut wird.
Du stehst in der Tradition derer, die lieber Psalmen murmeln,
während draußen Nazis marschieren –
mit Parolen, die du dann neutralisierst zu „Meinungen, mit denen man sich auseinandersetzen muss“.
Weißt du, was der Unterschied zwischen Feigheit und Haltung ist?
Haltung kostet was.
Und du bist gewohnt zu kassieren.
Du willst also, dass sich Kirche raushält?
Weil du Angst hast, dass sie sich einmischt, wenn’s unbequem wird.
Weil sie erinnert.
An Schuld.
An Verantwortung.
An die Dinge, die deiner Partei seit Jahren wegrutschen wie Seife im Parteitagspool.
Also nein, Julia.
Wir brauchen keine schweigende Kirche.
Wir brauchen keine Klöckner, die Geschichte umdeuten wollen.
Und wir brauchen keine Politikerinnen, die sich in moralische Fragen einmischen,
wenn sie gleichzeitig für Nestlé Wasserrechte verteidigen.
Kurz gesagt:
Halte dich raus aus dem, was du nicht verstehst.
Und wenn du dich schon einmischt –
dann wundere dich nicht, wenn dir jemand das Licht anmacht.
Für Schweigen am Abgrund brauchst du keine Bühne. Nur einen Stuhl. Am Rand. Rückwärts.
Mit besten Empfehlungen,
AKeS
