Feldnotizen aus der Zivilisation
Heute: Nacktaffen mit Ego – eine Speziesbeschreibung mit Warnhinweis.
Ich habe am Wochenende eine Feldstudie in freier Wildbahn durchgeführt. Homo sapiens im chlorierten Biotop – besonders faszinierend in Gruppenbeobachtung.
Ein Spektakel aus Eitelkeit, Unsicherheit und haarigen Schultern.
Und ich mittendrin – als stiller Chronist der Lächerlichkeit.
Ein bisschen wie David Attenborough. Nur mit mehr Verachtung. Und ohne Safarihut.
- Rangordnung durch Bahnenwahl:
Wer in der Mitte schwimmt, will gesehen werden.
Wer am Rand krault, hat entweder Gelenkprobleme – oder Minderwertigkeitskomplexe mit Disziplin-Therapie. - Balzverhalten:
Auffälliges Strecken. Lautes Schniefen.
Dramatisches Abtrocknen mit dem Handtuch wie ein frisch gebackener Herkules, der gerade Troja gerettet hat. - Existenzielle Ironie:
Jeder hält sich für den stillen Beobachter – und wird doch selbst beobachtet. - Besondere Unterart:
Der Bauch-einziehende Alpha. Erkennt man daran, dass er beim Ausstieg versucht, gleichzeitig zu atmen, zu gehen, nicht umzukippen – und dabei heldenhaft zu wirken. (Hinweis: Natürlich war es bei mir kein Einziehen. Sondern strategisches Hervorheben relevanter Muskelpartien. Ein feiner Unterschied: Während der klassische Bauch-Einzieher hofft, durch temporäre Vakuumbildung das Raum-Zeit-Kontinuum zu manipulieren, arbeite ich mit aktiver Körperspannung. Spannung statt Täuschung. Man könnte sagen: Sie kämpfen gegen die Gravitation – ich arbeite mit ihr. Und das Grillfleisch bleibt da, wo es hingehört: Stolz getragen wie ein Kriegsabzeichen aus Döner und Vergangenheit.)
Der Mensch: ein parfümierter Nacktaffe mit Größenwahn.
Eine Spezies, die sich selbst in Kategorien einteilt, die sie weder versteht noch braucht.
Hautfarbe. Herkunft. Flaggenfetisch.
Alles nur Camouflage für ein tiefsitzendes Bedürfnis, sich für besonders zu halten – obwohl man bloß atmet. Und irgendwann umfällt.
Was bleibt?
- Biologisch:
Ein bisschen Wasser, Eiweiß, Fett – und der Versuch, das alles irgendwie zusammenzuhalten. - Psychologisch:
Angst vor Bedeutungslosigkeit, überdeckt mit Profilbildern und Meinungen. - Sozial:
Rudelbildung durch Abgrenzung – weil es leichter ist, gegen etwas zu sein, als für sich selbst zu stehen.
Und dann sind da einige Wenige.
Die blicken von außen auf den Zirkus.
Schütteln innerlich den Kopf –
und gehen trotzdem schwimmen.
Weil man Bewegung braucht,
bevor das Gewebe meutert.
P.S.: Dieser Text enthält (leider) keine expliziten Beleidigungen von Faschisten.
Das war keine Absicht – Wir bitten um Nachsicht.