Heute möchte ich meine beruflichen Erfahrungen teilen. Eine Zeit lang war ich beim Ordnungsamt tätig. Mein Gedanke war: Es können nicht nur Arschlöcher dort arbeiten – vielleicht kann man diese Quote ja etwas senken.
Ich hatte einen ebenfalls türkischsprachigen Kollegen, mit dem ich auch privat befreundet war. Ja, wir haben untereinander Türkisch gesprochen.
Irgendwann fühlten sich einige deutsche Kollegen davon gestört.
Eines Tages aßen wir in der (nennen wir es) Mensa zu Mittag. Die gesamte Belegschaft war anwesend, inklusive der Polizisten der Wache – etwa 40 bis 50 Personen. Mein Kollege hatte seine Brieftasche vergessen, und es war ihm etwas peinlich, mich in dieser großen Runde nach Geld zu fragen. Anstatt mich zur Seite zu nehmen, wie es deutsche Kollegen oft machen, fragte er mich leise auf Türkisch. Eine Kollegin bekam das mit und meinte, dass Deutsch die Amtssprache sei. Ich entgegnete ihr laut und deutlich, sodass jeder im Raum es hören konnte, dass ich verdammt nochmal reden kann, wie und worüber ich will. Und wenn ich möchte, sogar auf Suaheli. Sie lief rot an und sagte nichts mehr, und im Raum herrschte plötzlich Stille.
Am nächsten Tag hatten wir eine längere Diskussion, in der ich ihr zu erklären versuchte, was das Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) § 23 bedeutet (1. Die Amtssprache ist Deutsch. 2. Werden bei einer Behörde in einer fremden Sprache Anträge gestellt oder Eingaben, Belege, Urkunden oder sonstige Dokumente vorgelegt, soll die Behörde unverzüglich die Vorlage einer Übersetzung verlangen.). Leider verstand sie das als Verwaltungsangestellte nicht. Auch andere Kolleginnen und Kollegen schlossen sich der Diskussion an. Ein Argument war, dass wir im Beisein der Kollegen über sie lästern könnten, ohne dass sie es verstehen. Dies würde Unsicherheit und Besorgnis auslösen. Mein Einwand, dass sie auch nicht wissen könnten, ob wir über sie lästern, wenn wir uns wie die deutschen Kollegen abseitsstellen und auf Deutsch flüstern oder im Privaten nach der Arbeit, stieß auf taube Ohren.
Also beschloss ich, einen anderen Weg einzuschlagen.
Ich ließ mir ein T-Shirt drucken, das ich fortan häufig trug. Auf der Vorderseite stand in fetten Buchstaben: „Immer wenn ich Türkisch spreche, spreche ich genau über DICH!“ und auf der Rückseite: „Nimm dich mal nicht so wichtig, denn du bist es nicht!“
Danach hat sich nie wieder jemand beschwert, wenn ich mich auf Türkisch mit meinem Kollegen unterhielt.
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