Deutschland schafft sich ab – diesmal wirklich
Deutschland diskutiert über Migration – mal wieder. Genauer gesagt, darüber, wie man sie möglichst verhindert. Währenddessen sind Ärzte, Handwerker, IT-Fachkräfte und Pflegepersonal längst zur Mangelware geworden. Die Babyboomer verabschieden sich in den Ruhestand, die Geburtenrate bleibt im Keller, aber Hauptsache, wir reden über Abschiebungen statt Anwerbungen.
Der demografische Kollaps – ein selbstgemachtes Problem
Die Fakten sind unmissverständlich: Deutschland altert rapide. Aktuell gehören in Deutschland 51,4 Millionen Menschen der Altersgruppe der 20- bis 66-Jährigen an. Doch die Zahl der Arbeitskräfte wird in den nächsten Jahren dramatisch schrumpfen.
Ohne jegliche Migration wird Deutschland bis 2035 jedes Jahr rund 636.000 Arbeitskräfte verlieren. Das bedeutet: Allein um das aktuelle Niveau zu halten, müsste jedes Jahr eine Stadt in der Größe von Frankfurt am Main nach Deutschland einwandern.
Doch die Realität sieht anders aus. Der aktuelle Migrationsdiskurs dreht sich nicht darum, wie Deutschland attraktiv für neue Fachkräfte wird, sondern wie man Migration am besten reduziert. Das Ergebnis? Ein Arbeitskräftemangel, der nicht nur Ingenieure und Ärzte betrifft, sondern jeden Bereich – von der Pflege über das Handwerk bis zum Einzelhandel.
Die Realität der Migration
Aktuell leben in Deutschland rund 3,5 Millionen Geflüchtete, was etwa 4 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Ende 2023 gab es etwa 242.600 ausreisepflichtige Personen in Deutschland. Davon lebten 127.100 bereits länger als vier Jahre in Deutschland, 82.900 sogar länger als sechs Jahre.
Die fünf häufigsten Herkunftsländer der Asylbewerber im Jahr 2024 waren: Syrien, Afghanistan, Türkei, Irak und Georgien. Diese Zahlen zeigen, dass die aktuelle Zuwanderung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken. Zudem stammen viele Asylbewerber aus Krisenregionen und sind nicht sofort in den Arbeitsmarkt integrierbar – was die Heuchelei der „Wir-wollen-nur-Fachkräfte“-Fraktion offenlegt.
Denn: Es fehlen nicht nur Ärzte und IT-Experten, sondern auch Pflegekräfte, Busfahrer, Bäcker, Erzieher, Handwerker, Reinigungspersonal. Die gesamte Infrastruktur des Alltags wird zusammenbrechen, wenn es keine Migration gibt.
Wer braucht uns noch?
Die größten Heuchler in dieser Debatte sind jene, die behaupten, man wolle „nur Fachkräfte“, aber gleichzeitig alles dafür tun, dass sie nicht kommen. Denn warum sollte jemand mit Qualifikation und Perspektiven nach Deutschland kommen?
- Bürokratie ohne Ende: Wer hier arbeiten will, muss sich durch ein kafkaeskes Labyrinth aus Anträgen, Vorschriften und Wartezeiten kämpfen.
- Alltagsrassismus: Menschen mit Migrationshintergrund werden täglich benachteiligt – sei es im Job, auf der Wohnungssuche oder in der Schule. Wer möchte schon in einem Land leben, das ihn offen ablehnt?
- Gesellschaftliche Feindseligkeit: Selbst wer einen Job hat, wird ständig gefragt, ob er sich „integrieren“ will – als ob allein seine Anwesenheit ein Problem wäre.
- Fehlende Anreize: In Kanada gibt es Einwanderungsprogramme, in Deutschland gibt es „Ausländer raus!“-Demos.
Und als Krönung hat der jüngst angenommene CDU-Antrag – mit Stimmen der AfD – der Welt ein klares Signal gesendet: „Geht weg, ihr seid nicht willkommen.“ Deutschland hätte sich als Land positionieren können, das Talente anzieht – stattdessen wird es international immer unattraktiver für Einwanderung.
Das Paradoxon der Abschottung
Und so drehen wir uns weiter im Kreis: Wir brauchen Migranten, aber wir wollen keine Migranten. Wir jammern über Fachkräftemangel, aber schrecken Fachkräfte ab. Wir reden von wirtschaftlicher Stärke, während wir sehenden Auges in den Niedergang steuern.
Ohne Migration werden in Deutschland jedes Jahr über 600.000 Arbeitskräfte fehlen. Keine Migration bedeutet: Renten nicht mehr finanzierbar, Pflegekräfte verschwunden, Handwerk tot, Supermärkte ohne Personal, Baustellen stillgelegt, Wirtschaft im Sturzflug.
Was bleibt? Ein Land, das sich nicht durch Kriege, Krisen oder Katastrophen zugrunde richtet – sondern durch seine eigene Ignoranz. Wir haben die Wahl: Entweder wir öffnen uns und sichern unsere Zukunft, oder wir sperren uns ein und versinken in Bedeutungslosigkeit.
Aber hey, Hauptsache, die Grenzen sind dicht.
Quellen:
Statistisches Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Demografischer-Wandel/Aspekte/demografie-bevoelkerungsentwicklung.html
Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/themen/wirtschaft/zahlenbitte/552872/2-wie-viel-zuwanderung-braucht-deutschland/
Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/zahl-gefluechtete-deutschland-100.html
Pro Asyl: https://www.proasyl.de/thema/fakten-zahlen-argumente/asyl-in-zahlen/
Statista – Hauptherkunftsländer von Asylbewerbern: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/154287/umfrage/hauptherkunftslaender-von-asylbewerbern/