Es gibt Momente, in denen man sich fragt: Was sollen wir eigentlich noch schreiben? Wer liest das überhaupt? Und zu welchem Zweck? Diese Fragen beschäftigen mich in letzter Zeit vermehrt. In meinem persönlichen Profil bekomme ich in meinem Feed die Dinge angezeigt, die mich interessieren. Aber wenn ich auf dem Seitenprofil unterwegs bin, sieht die Sache anders aus. Dort herrscht eine bizarre Mischung aus Nostalgie-Seiten, russischen Trollen und AfD-Fanseiten. Und ich frage mich: Warum?
Es scheint nicht nur mir so zu gehen. Auch andere antifaschistische Seiten berichten von ähnlichen Erfahrungen. Auf den Seitenprofilen dominiert das, was wir eigentlich bekämpfen. Es ist, als ob der Algorithmus gezielt Inhalte der extremen Rechten bevorzugt. Und wenn unsere Inhalte tatsächlich irgendwo auftauchen, dann meist bei denen, die sowieso schon unserer Meinung sind. Es fühlt sich an, als ob wir in einer endlosen Blase kommunizieren, in der wir nur noch die Überzeugten erreichen. Die anderen? Die, die vielleicht erreicht werden müssten? An die kommen wir nicht ran. Genau das spiegelt ein großes Problem wider, das viele antifaschistische und progressive Akteure erleben: die „Filterblase“ und der Umgang mit algorithmisch kuratierten Inhalten, die dazu führen, dass die eigenen Beiträge oft nur Gleichgesinnten gezeigt werden. Es kann frustrierend sein, wenn man das Gefühl hat, nur „ins Leere“ zu posten, ohne dass die Botschaften breitere, kritische oder offene Zielgruppen erreichen.
Selbst wenn hin und wieder ein Fascho unsere Artikel liest, was soll das bringen? Faschisten ändern ihre Meinung nicht durch kluge Argumente oder wohlformulierte Artikel. Faschisten hören niemals auf Faschisten zu sein. Ihre Weltanschauung ist so tief in Ignoranz und Hass verankert, dass sie nicht durch ein paar gut gesetzte Worte ins Wanken gerät. Also: Für wen schreiben wir? Was bewirken wir? Wie viel Sinn macht es, immer wieder gegen diese unsichtbare Wand anzurennen?
Und genau das führt zu einer Art Blockade. Man stellt sich selbst die Frage: Was bringt das überhaupt? Die Themen, die wir ansprechen, sind wichtig, keine Frage. Aber ist es noch sinnvoll, wenn wir uns nur im Kreis drehen? Wenn der Algorithmus uns dazu zwingt, immer wieder dieselben Menschen zu erreichen, während die anderen sich ungehindert radikalisieren?
Nun ja, liebe Freundinnen und Freunde, die Sache ist so: Faschisten werden ihre Meinung nicht ändern, selbst wenn sie es auf einem Silbertablett serviert bekommen, mit einer Seite hausgemachter Logik und einem Dessert aus Tatsachen. Das zu erwarten wäre so, als ob man einem Erdmännchen beibringen will, Schach zu spielen – süß, aber es wird nie den Zug verstehen.
Aber das ist nicht der Punkt. Der wahre Wert EURER und unserer Arbeit liegt darin, dass wir nicht allein sind. So fühlt es sich vielleicht manchmal an, aber Fakt ist: Es ist wichtig, diese Stimme des Widerstands aufrechtzuerhalten. Denn was passiert, wenn wir schweigen? Dann haben die anderen das Mikrofon in der Hand. Und das ist kein Konzert, das wir hören wollen. Es ist wichtig, dass diejenigen, die auf unserer Seite stehen, wissen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind, die nicht einfach aufgibt. Das ist der Stoff, aus dem unsere Ausdauer gemacht ist – nicht heiße Luft, sondern Überzeugung.
Wir müssen es uns aber in dieser Blase nicht einrichten, so schön es dort auch sein mag. Unsere Aufgabe ist es, die Mauern dieser Blase zu durchbrechen, indem wir neue Wege finden, Menschen anzusprechen. Verknüpfen wir Antifaschismus mit anderen Themen, wie Umwelt oder soziale Gerechtigkeit. Wir müssen nicht die lauteste Stimme haben, aber die klügste – und manchmal reicht es, wenn man jemanden mit einem kleinen Funken Neugier zum Nachdenken bringt. Vielleicht durch Humor, vielleicht durch kreative Aktionen oder einfach durch Präsenz.
Und ja, wir gewinnen keine Debatten gegen Faschisten, aber darum geht es auch nicht. Es geht darum, die Unentschlossenen zu erreichen, die, die noch nicht endgültig vom rechten Weg abgekommen sind. Diejenigen, die sich durch unsere Geschichten inspirieren lassen, die noch keine Entscheidung getroffen haben. Hier können wir wirklich etwas bewirken.
Antifaschistische Arbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Und ja, es fühlt sich manchmal an wie ein endloser Lauf im Schlamm. Aber jedes Wort, jeder Beitrag ist ein kleiner Schritt, der dazu beiträgt, den Widerstand lebendig zu halten. Aufgeben ist keine Option. Denn wenn wir es tun, dann haben wir schon verloren!
¡No pasarán! ¡Estos cabrones no pasarán!
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14/05/2025