Seelenwanderung (Substantiv, feminin)
Seelenwanderung ist wie Umziehen ohne Koffer – nur mit ganz viel Drama. Die Idee: Deine Seele verlässt nach dem Tod den Körper und zieht in ein neues Fleischkostüm, um neue Erfahrungen zu machen. Man nennt das auch Reinkarnation, Rückführung oder: „Früher war ich ägyptische Hohepriesterin, heute bin ich Systemcoach mit Instagram-Shop.“ Wer an Seelenwanderung glaubt, erklärt sich selbst oft zur Reinkarnation irgendeiner historischen oder spirituellen Berühmtheit – auffällig selten ist jemand als Klowart im Mittelalter wiedergekommen.
Die Seelenwanderung ist die spirituelle Luxusversion von „Ich bin was Besseres“, verpackt in kosmisches Storytelling. Sie ersetzt Persönlichkeitsentwicklung durch Reinkarnations-Romantik und erlaubt es, sich über andere zu erheben, ohne was geleistet zu haben. Wer in einer früheren Inkarnation „Atlantis-Kriegerin“ war, kann heute problemlos energetische Darmsanierungen anbieten, ohne rot zu werden. Kritik daran? Niedrigschwingend.
Beispielsatz:
„Mira glaubt, sie war früher eine keltische Heilerin – ich glaube, sie war früher schon anstrengend.“