Wohlstandsverwahrlost (Adjektiv)
Die tragische Existenzform von Menschen, die nie wirklich kämpfen mussten – und genau deshalb überzeugt sind, dass sie es könnten. Wohlstandsverwahrloste leben in klimatisierten Eigenheimen, halten ein Tempolimit für die größte Diktatur seit Hitler und sehen sich als Opfer eines Systems, das ihnen nie wirklich etwas weggenommen hat.
Sie halten sich für einen Titan der Leistungsgesellschaft, aber der härteste Kampf ihres Lebens war die Wahl zwischen Barista-Hafermilch und Soja-Vanille. Ihre verzerrte Gedankenwelt lässt sich auf einen einzigen, immer gleich gejammerten Satz reduzieren: „Früher konnte man ja noch sagen, was man denkt, aber heute darf man nicht mal mehr gegen Ausländer hetzen, ohne dass gleich wieder so eine linke Gutmenschen-Sekte Schnappatmung kriegt!“
Dieses „Pack“ (so nennen sie selbst gerne andere Menschen) ist nicht arm, sondern arm im Geiste. Sie sind die intellektuell Verdurstenden mitten im Supermarkt der Möglichkeiten. Sie brüllen nach Meinungsfreiheit, sobald sie jemand kritisiert, aber fordern Zensur, wenn sie mal selbst Gegenwind bekommen. Ihr heroischer Widerstand? Sich im Internet über vegane Würstchen aufregen oder am Stammtisch ausrechnen, wie viel „die Asylanten“ dem Steuerzahler kosten. Und wenn man sie daran erinnert, dass ihr größtes Leid ein vergriffener Aldi-Sonderposten ist, dann kreischen sie „Cancel Culture!“ und schwitzen in Panik ihre Polo-Ralph-Lauren-Kragen durch. In ihrer kleinen, perfekt temperierten Welt ist jede Veränderung eine Katastrophe – und jeder, der sie daran erinnert, dass sie nie wirklich Probleme hatten, ein linksgrüner Öko-Terrorist.
Beispielsatz: „Kevin ist so wohlstandsverwahrlost, dass er beim dritten Spanien-Urlaub in diesem Jahr darüber klagt, wie unfassbar schlecht es den Deutschen mittlerweile geht – während er am All-you-can-eat-Buffet nach seiner dritten Portion Gambas greift.“