Während die meisten Menschen beim Thema Klimawandel an Kohlendioxid denken, lauert ein viel größerer Schrecken in den Tiefen unserer Ozeane: Methanhydrat, chemisch bekannt als CH₄·nH₂O. Klingt harmlos? Weit gefehlt!
Methanhydrat ist im Grunde genommen Methan (CH₄), das von einem Käfig aus Wassermolekülen (H₂O) umschlossen wird. Das Methan in Methanhydrat stammt überwiegend aus biogenem Zerfall organischen Materials, wie es in Sümpfen, Mooren oder Permafrostböden vorkommt. Diese Methanquellen liegen oft in enormen Mengen an den Kontinentalhängen – den Übergangsbereichen zwischen Kontinenten und dem offenen Ozean – sowie in Permafrostregionen wie Sibirien. Normalerweise bleibt dieses Gas sicher in den Tiefen des Meeres, wo es unter enormem Druck, niedrigen Temperaturen und einem bestimmten Süßwasseranteil gefangen ist. Aber wehe, der Druck lässt nach oder die Temperaturen steigen – dann wird es brenzlig. Dieses Methanhydrat ist wahnsinnig instabil: Schon geringste Veränderungen können den Käfig aus Wasser aufbrechen und das Methan freisetzen – ein Treibhausgas, das 30-mal stärker wirkt als Kohlendioxid.
Und das ist keine Kleinigkeit: Die Methanhydratvorkommen auf dem Meeresgrund sind etwa doppelt so groß wie alle bekannten Öl-, Erdgas- und Kohlevorkommen der Erde zusammen. Das bedeutet, dass 50 % des organischen Kohlenstoffs auf unserem Planeten in diesen äußerst fragilen Eisstrukturen eingeschlossen sind. Wenn dieses Methan freigesetzt wird, könnte es unseren Planeten in eine unvorstellbare Klimaapokalypse stürzen, die ihresgleichen sucht.
Aber was genau macht dieses Methan so gefährlich? Nun, es ist nicht nur die Masse, sondern auch die explosive Wirkung. Wenn Methanhydrat aus seinem Wasserkäfig befreit wird, vergrößert es sein Volumen um das 164-fache! Ein solcher Effekt würde bei konventionellen Erdgasvorkommen erst in 1700 Metern Tiefe erreicht werden. Doch dieses Gas lauert an den Kontinentalhängen, den Übergangsbereichen zwischen den Kontinenten und dem Ozean. Dort, in einer Tiefe von 500 bis 2000 Metern, könnte bereits eine geringe Erwärmung ausreichen, um das Methanhydrat zum Aufsteigen zu bringen.
Wir wissen aus den Sedimenten, dass vor 250 Millionen Jahren ein Massenaussterben stattfand, bei dem 90 % aller Lebewesen auf der Erde ausgelöscht wurden. Die Spuren weisen darauf hin, dass damals riesige Mengen Methan in die Atmosphäre gelangten und einen massiven Treibhauseffekt auslösten. Eine mittlere Erhöhung der globalen Temperatur um nur drei Grad könnte erneut eine solche Kettenreaktion auslösen. Das lässt sich heutzutage tatsächlich an den Sedimenten ablesen. Geologie zusammen mit normaler Physik kann uns viel darüber erzählen, wie paläoklimatologische Veränderungen in der Vergangenheit zu bewerten sind.
Klingt weit hergeholt? Nicht wirklich. Denn während wir weiterhin fleißig Kohlendioxid in die Atmosphäre pumpen und den Planeten aufheizen, lauert am Meeresgrund und in Permafrostböden ein gigantischer Vorrat an Methan, der nur darauf wartet, freigesetzt zu werden. Wenn das passiert, ist tatsächlich Feierabend, denn dann werden die Temperaturen derart ansteigen, dass es kein Zurück mehr gibt. Methan wird freigesetzt, die Temperaturen erhöhen sich, mehr Methan wird freigesetzt, die Temperaturen erhöhen sich dadurch noch mehr, wodurch noch mehr Methan freigesetzt wird, usw. usw.
Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir Mitte der 2030er Jahre die 3-Grad-Marke knacken und es könnten in ein paar hundert Millionen Jahren neue Lebewesen auf diesem Planeten die Überreste unserer Zivilisation untersuchen. Sie könnten dann darüber rätseln, wie es dazu kam, dass eine Spezies, die sich so sehr über ihre Intelligenz definierte, so fahrlässig mit ihrer eigenen Existenz umging. Vielleicht werden sie dann feststellen, dass wir ausgestorben sind, weil wir die Naturgesetze ignorierten und zu spät erkannten, dass man mit der Natur nicht verhandeln kann.