Eine Serie über ikonisch überschätzte Witzfiguren
Sie geben sich als dunkle Götter, galaktische Tyrannen oder technologische Messiasse.
Doch wer genauer hinsieht, erkennt schnell:
Was sie für Größe halten, ist nur die laute Reaktion auf ein stilles Defizit.
Ihre Machtinszenierung ist das gegenteilige Äquivalent ihrer inneren Substanz –
eine Pose, die umso wilder tobt, je kleiner das Selbstbewusstsein lodert.
Diese Serie widmet sich vier solcher Mythen.
Nicht gefährlich.
Nicht genial.
Einfach nur… überbewertet.
💀 Witzfigur 1: Luzifer – der erste Influencer mit Burnout
Er wollte nicht dienen, also kündigte er.
So steht es geschrieben – oder zumindest zwischen den Zeilen der großen himmlischen Seifenoper, die manche „Offenbarung“ nennen und andere einfach „Fanfiction mit Altbauflair“.
Luzifer, der gefallene Engel. Der erste Whistleblower mit Glitzerflügeln, der sich im göttlichen Konzern nicht genug wertgeschätzt fühlte.
Aber statt Betriebsrat zu gründen, schmiss er hin, tat so, als wäre das ein großer Akt der Rebellion – und eröffnete eine eigene Bude, irgendwo im Fegefeuer des Egos.
„Lieber herrschen in der Hölle als dienen im Himmel“, sagt man. Klingt rebellisch – ist aber im Kern nur trotzig.
Denn was hat er seitdem eigentlich erreicht?
Ein paar Deals mit Musikern, ein paar Schreckmomente bei Exorzismen und eine Menge schlechter PR.
Luzifer ist kein Gegenspieler.
Er ist ein beleidigter Ex-Azubi mit Hang zur Selbstinszenierung.
Er widerspricht nicht – er boykottiert passiv.
Er verführt nicht – er bietet Optionen an, die Menschen längst in sich tragen.
Er bestraft nicht – er lässt bestrafen.
Das Böse, das man ihm zuschreibt, ist meist menschengemacht.
Und das bisschen Höllenfeuer?
Kann man löschen mit Kamillentee und einem halbwegs funktionierenden Selbstwertgefühl.
Er ist der Typ, der beim JGA die Gitarre auspackt, obwohl niemand gefragt hat.
Der seine Kündigung dramatisch per Story postet, aber heimlich hofft, zurückgerufen zu werden.
Der sich als „Rebell“ verkauft, während er doch nur der Erste war, der den WhatsApp-Status „Freiheit beginnt mit Nein“ benutzt hat.
Luzifer ist nicht gefährlich.
Er ist ein Running Gag mit Hörnern.
Ein ehemals glänzendes Markenlogo ohne Substanz.
Und das Schlimmste:
Er war mal das Licht.
Jetzt ist er nur noch Restwärme.
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🌌 Witzfigur 2: Darth Vader – Atemgerät statt Argumente
Darth Vader – der finstere Titan der Popkultur.
Halb Mensch, halb Maschine, ganz Drama.
Er betritt den Raum wie ein Opernsänger mit Asthma und lässt dabei mehr Türen aufspringen als Argumente.
Man hat uns verkauft, er sei die ultimative Verkörperung des Bösen.
Ein galaktischer Tyrann, ein dunkler Lord, ein Sith mit Stil.
In Wirklichkeit ist er ein überambitionierter Ex-Jedi mit unaufgearbeitetem Kindheitstrauma, der sich bei der ersten Sinnkrise in die Hände eines faltigen Seniors begibt, der aussieht wie eine verschimmelte Rosine mit WLAN-Problemen.
Vader ist kein Meister der dunklen Seite –
er ist das Opfer eines schlechten Personalgesprächs.
Er wechselt die Seite, weil er sich missverstanden fühlt.
Weil er Angst um seine Freundin hat.
Weil ihn niemand zu schätzen wusste.
Und anstatt sich eine Therapie zu gönnen oder wenigstens ein Tagebuch, metzelt er erstmal ein paar Kinder nieder, um seinen Frust zu kompensieren.
Das ist keine Tragödie –
das ist ein toxischer Männerschnupfen mit Lichtschwert.
Seine gesamte Karriere als dunkler Lord basiert auf schweren Atemgeräuschen, bedeutungsschwangeren Pausen und der Fähigkeit, Leute aus der Ferne zu würgen, wenn ihm die Worte fehlen.
Die dunkle Seite hat ihm nicht Klarheit gegeben –
nur ein eingebautes Beatmungsgerät und eine Vorliebe für Schwarz.
Und am Ende?
Wir sollen glauben, er sei erlöst.
Weil er im letzten Moment seinen Chef in den Abgrund wirft –
den Chef, dem er jahrzehntelang beim Völkermord assistiert hat.
Darth Vader ist kein Teufel.
Er ist ein tragischer Boomer mit schlechtem Umgang.
Er hätte ein Blog schreiben können.
Oder ein Yoga-Retreat machen.
Stattdessen entscheidet er sich für Genozid, Weltraumimperialismus und ein Familiengespräch mit Sprengstoffpotenzial.
Der Mythos vom dunklen Lord?
Ein Fall für die Atemtherapie.
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🔥 Witzfigur 3: Sauron – der Praktikant Gottes mit Projektmanagement-Problemen
Sauron.
Der Schatten im Osten.
Wir reden hier von einem uralten, mächtigen Wesen, das mit göttlicher Rückendeckung ausgestattet war.
Und was tut er mit all seiner göttlichen Herkunft, seinem Wissen und seiner unsterblichen Energie?
Er gießt alles in einen einzigen Ring, den man durch ein bisschen Feuerspucken im Mount Doom löschen kann.
Einen.
Alle Macht. Ein Objekt. Ein Finger.
Während er gleichzeitig großzügig neunzehn andere Ringe wie Werbegeschenke unter die Völker verteilt.
Das ist nicht dämonisch – das ist fahrlässig.
Und dann verliert er ihn an ein Halbwesen mit Fußhaar, moralischem Sendungsbewusstsein und Hang zu Picknickdecken und Second Breakfast.
Sauron ist kein Teufel.
Er ist ein überambitionierter Werkstudent mit Talent für Branding, aber katastrophaler Sicherheitsstrategie.
Sein Auge ist groß, feurig und furchteinflößend –
aber offenbar blind für Tunnel unter dem eigenen Fundament.
Er sieht alles, außer die eine Stelle, an der der Plan scheitert.
Wie ein Konzernchef mit Weltmacht, der den E-Mail-Anhang nicht öffnen kann.
Sein Heer? Beeindruckend.
Sein Turm? Gigantisch.
Sein Feind?
Ein schizophrenes Sumpf-Wrack, ein Methadon-Hobbit, ein Gärtner und ein Zauberer mit dem Modestil einer Altkleiderkiste.
Sauron ist nicht der dunkle Herrscher.
Wenn Luzifer der erste Rebell war, dann ist Sauron der Copy-Paste-Versuch –
mit weniger Stil, schlechterem Timing und einem Faible für Architektur, das verdächtig nach Komplexkompensation riecht.
Er hätte alles haben können: Macht, Ordnung, Struktur.
Doch statt einer dezentralen Diktatur entschied er sich für Monokultur mit Sollbruchstelle.
„Ich hab da was gebaut, das alle kontrolliert – nennt sich Ring.
Hat ’nen kleinen Haken, aber trust me.“
Luzifer in der Billigversion eben.
Und was macht er, nachdem sein Ring weg ist?
Nichts.
Kein Backup-Plan, kein Plan B, keine zweite Iteration.
Er stirbt, als wäre das Betriebssystem abgestürzt und niemand hatte den Admin-Zugang.
Dabei war er mal Maia – ein geistiges Wesen aus der himmlischen Ur-Schöpfung.
Ein göttlicher Technokrat im Dienste der Valar.
Sauron ist ein Symbol für das Scheitern am eigenen Ego.
Ein Gottpraktikant mit Feuerblick, der nie gelernt hat, was Redundanz bedeutet.
Was bleibt?
Ein brennendes Auge.
Ein Haufen Orks mit Kündigung.
Und ein Franchise.
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📡 Witzfigur 4: Elon – der Antichrist im Tech-Wahn
Manche sagen, der Teufel trage Prada.
Andere sagen: Er trägt schwarze Shirts, tweetet um drei Uhr nachts und hält sich für die Reinkarnation von Prometheus –
nur mit schlechterer Frisur und höherem Aktienkurs.
Elon – der Messias des Marktes, der Prophet der Paywall,
der Mann, der denkt, er könne Realität debuggen,
wenn man nur die Menschheit lang genug mit Dogecoin, Raketenstarts und toxischem Gebrabbel ablenkt.
Elon ist kein Teufel.
Er ist ein Produkt mit dem Humor eines Forenthreads, der zu oft editiert wurde.
Ein Algorithmus aus Geltungssucht, Ideologie und Daddy-Komplex.
Eine Mischung aus Tony Stark-Fanfiction und Reddit-User, der zufällig Zugang zu einem Satellitennetzwerk hat.
Er will alles neu erfinden:
Autos, Raumfahrt, Kommunikation, Gehirne, die Menschheit.
Und dabei wirkt er wie ein Kind, das die Lego-Anleitung ignoriert,
weil „Anleitung ist was für Versager“ –
und dann einen Tesla baut, der einen nicht mehr aussteigen lässt, wenn er brennt.
Er verkauft Visionen, bei denen selbst Sauron sagen würde:
„Bruder, ein Ring hätte gereicht.“
Er übernimmt Plattformen im Namen der Freiheit,
nur um dann selbst die Grenzen zu diktieren.
Er inszeniert sich als Retter vor Zensur –
und lässt Widerspruch algorithmisch aussortieren.
Sein Evangelium ist Effizienz.
Sein Dogma: Disruption.
Seine Jünger?
Memes, Fanboys und Opportunisten mit WLAN.
Der wahre Teufel verführt mit Sehnsüchten –
Elon mit Statistiken.
Der Teufel spielt Schach –
Elon spielt Twitter.
Der Teufel ist gewitzt und eloquent –
Elon dagegen trollt.
Er pöbelt.
Er wirft Nebelkerzen und nennt es Strategie.
Er ist kein Luzifer.
Er ist ein Kommentarbereich auf zwei Beinen –
aber mit Weltraumprogramm.
Elon ist nicht der Antichrist.
Er ist der Pitch.
Der Pitch des Teufels.
Was sagt uns das?
Wer Schatten spielt, sollte nicht vergessen, wie klein man wird, wenn das Licht ausgeht.