Diese Frage stellt sich wohl jeder, der sich regelmäßig durch die Kommentarspalten kämpft. Was sind das für Menschen, die sich mit felsenfester Überzeugung in Diskussionen stürzen, nur um die absurdesten „Fakten“ in die Runde zu werfen? Woher kommt dieses Selbstbewusstsein, das jeder Logik ins Gesicht lacht? Und warum lassen sie sich nicht beirren, selbst wenn ihre Argumentation bei genauerem Hinsehen wackeliger ist als ein Kartenhaus im Sturm?
Die menschliche Psyche strebt nach Bestätigung und Sicherheit. Besonders Menschen, die in ihrer Entwicklung wenig Anerkennung oder Bestätigung erfahren haben, neigen dazu, später im Leben nach äußeren Quellen der Wertschätzung zu suchen, um ein mangelndes Selbstwertgefühl zu kompensieren. Dies ist keine Seltenheit, sondern ein Phänomen, das in verschiedenen Facetten der Gesellschaft sichtbar wird.
Der Drang, sich einer Gruppe oder einer Ideologie anzuschließen, ist häufig ein Ausdruck dieses Bedürfnisses. Menschen, die wenig Vertrauen in sich selbst oder ihre Fähigkeiten haben, suchen nach klaren Strukturen, nach einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Sie greifen zu klaren, einfachen Weltbildern, die ihnen eine scheinbare Kontrolle und Überlegenheit gegenüber anderen verschaffen. Diese Überlegenheit ist jedoch trügerisch, denn sie basiert auf einer Illusion: dem Glauben, die Wahrheit durchschaut zu haben, während man sich in einer Blase von Halbwissen bewegt.
Hier tritt ein bekanntes Phänomen auf: der Widerstand gegen das Hinterfragen. Wer ein fragiles Selbstbewusstsein nur durch eine vermeintliche „Erkenntnis“ stützt, wird alles daransetzen, diese Überzeugung zu schützen. Der Gedanke, dass die eigene Weltanschauung falsch sein könnte, wäre ein direkter Angriff auf das mühsam aufgebaute Selbstbild. Menschen mit dieser Art von psychologischer Struktur neigen dazu, jegliche Kritik als persönlichen Angriff wahrzunehmen und verteidigen ihre Überzeugungen vehement – nicht weil sie rational an diesen festhalten, sondern weil ihr Selbstbild davon abhängt.
Die emotionale Sicherheit, die solche Menschen durch diese vermeintlich klaren Antworten erfahren, verhindert oft jegliche Form von Selbstreflexion. Sie erkennen nicht, dass ihre vermeintliche Überlegenheit auf wackeligen Beinen steht, weil sie sich in einem Kreislauf der Bestätigung bewegen. Diese Bestätigung holen sie sich in Echo-Kammern, in denen sie nur mit Gleichgesinnten interagieren und jede Form der Herausforderung oder des Widerspruchs vermeiden.
Was hier greift, ist der Mechanismus der psychologischen Abwehr. Die Verleugnung von komplexen, unangenehmen Wahrheiten und die Hinwendung zu einfachen, absoluten Erklärungen geben diesen Menschen ein Gefühl der Stabilität, auch wenn diese Stabilität auf falschen Prämissen basiert. Der Glaube, „es verstanden zu haben“, gibt ihnen ein Gefühl der Kontrolle – eine Kontrolle, die sie im wirklichen Leben oft vermissen lassen. Statt sich der Unsicherheit und der Komplexität der Welt zu stellen, ziehen sie sich in einfache Narrative zurück, die ihnen das geben, was sie am meisten brauchen: ein Gefühl von Zugehörigkeit und Bedeutung.
In diesen Konstrukten existiert kein Raum für Selbstzweifel, denn Selbstzweifel würden das fragile Gerüst aus „Wissen“ und „Verstehen“ ins Wanken bringen. Der Glaube, die Wahrheit entdeckt zu haben, und die Unfähigkeit, diese Wahrheit zu hinterfragen, schaffen eine Scheinidentität, die gegen Kritik immun ist – zumindest nach außen. Doch im Inneren herrscht oft eine tiefe Unsicherheit, die von dieser Fassade verborgen bleibt. Die Ablehnung komplexer Wahrheiten und der Rückzug in einfache Erklärungsmuster sind dabei der Schlüssel zu einem Überlebensmechanismus, der vor allem eines verhindern soll: das Zerbrechen des eigenen Selbstwertgefühls.
In einer Welt, die immer komplexer wird, sehnen sich viele nach Einfachheit und klaren Antworten. Diese Sehnsucht ist menschlich. Doch wenn sie auf Kosten der Wahrheit geht, wenn sie dazu führt, dass man sich in einer Blase der Selbstbestätigung bewegt, dann wird aus der Suche nach Sicherheit ein gefährlicher Kreislauf, der nicht nur das Individuum, sondern auch die Gesellschaft belastet.
Was tun mit diesen Flachzangen?
Wie geht man nun mit diesen Flachzangen um, die im Internet ihren geistigen Müll abladen und sich für „erleuchtet“ halten? Der beste Ansatz: Ignorieren. Denn was Flachzangen am wenigsten vertragen, ist die Kälte der Gleichgültigkeit. Sie leben von der Reaktion, sie ernähren sich von der Aufmerksamkeit. Kein „Like“, keine Gegenrede – nichts bringt sie so sehr aus dem Konzept wie die Abwesenheit von Gegenwehr.
Doch wenn du sie wirklich zerlegen willst, dann zerlege sie mit Höflichkeit und Fakten. Lass sie in ihren eigenen Widersprüchen ertrinken. Konfrontiere sie mit Belegen, bis ihr Halbwissen unter dem Gewicht der Realität zusammenbricht. Aber Vorsicht: Verliere nicht zu viel Zeit an sie, denn oft ist die Mühe vergebens. Wenn du merkst, dass jeder Versuch, Vernunft ins Gespräch zu bringen, gegen eine Wand aus Ignoranz prallt, tritt lieber einen Schritt zurück und lass sie in ihrer Blase weiterleben.
Es gibt keine Garantie, dass du sie zum Umdenken bringen kannst – aber du kannst dafür sorgen, dass sie mit einem Gefühl der Verwirrung zurückbleiben, und das ist manchmal schon genug.
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