Willkommen zur philosophischen Endrunde, Teil 1
Eine heruntergekommene Bar, irgendwo im Nirgendwo – zwischen Samsara und Zarathustra.
Leichtes Flackern von Neonlicht.
An der Wand ein Fernseher mit stummgeschaltetem News-Ticker.
Zwei alte Bekannte. Einer hat die Welt hinter sich gelassen, der andere sie durchschaut – und beide haben sich heute wiedergesehen. Nach ihrer Reise durch das 21. Jahrhundert.
Buddha trinkt Tee. Nietzsche verlangt Absinth.
Beide schweigen lange, bevor einer spricht.
Buddha (blickt auf sein Teeglas):
„Die Menschen sind immer noch unglücklich. Nur haben sie heute bessere Filter dafür.“
Nietzsche (dreht das Glas in der Hand):
„Und sie nennen das dann Selbstausdruck. Früher nannte man’s Maskerade.“
Buddha:
„Sie suchen Erfüllung im Außen. Früher waren’s Götter. Heute sind’s Konsumgötzen mit Same-Day-Delivery.“
Nietzsche:
„Und sie nennen das Fortschritt. Dabei ist es nur bequemere Verdummung.“
Buddha (lächelt):
„Sie wollen glücklich sein. Doch sie vermeiden jede Stille, in der es entstehen könnte.“
Nietzsche (lacht bitter):
„Sie haben aus dem Denken einen Algorithmus gemacht. Wer zweifelt, ist nicht mehr weise – sondern instabil.“
Buddha:
„Und wer loslässt, gilt als schwach.“
Nietzsche:
„Und wer sich verweigert, als radikal. Ich war einst radikal. Heute würde ich wahrscheinlich als Meme enden.“
Buddha:
„Ich bin schon ein Meme.“
(Stille. Buddha nippt an seinem Tee. Nietzsche zündet sich eine Zigarette an, die er nicht raucht.)
Nietzsche:
„Sie halten sich für kritisch, weil sie ironisch sind. Doch Ironie ist kein Denken – sie ist nur das Lachen, das das Denken vermeidet.“
Buddha:
„Und wenn sie doch mal nach innen blicken, schreien sie sofort: Burnout.“
Nietzsche:
„Sie sagen ‚Achtsamkeit‘ und meinen ‚App‘. Sie sagen ‚Selbstliebe‘ und meinen ‚Likes‘.“
Buddha:
„Vielleicht müssen sie erst alles verlieren.“
Nietzsche:
„Sie tun es gerade. Und klatschen dabei.“
(Stille. Dann blicken sie sich an. Und sagen gleichzeitig:)
Beide:
„Wir trinken noch einen.“